Ende April hat die die TGV-Betreiberin Lyria (gemeinsames Unternehmen von SBB und SNCF) darüber informiert, dass auf der TGV-Linie Bern– Neuenburg– Paris ein Zug pro Richtung gestrichen wird. Damit verbleibt pro Tag nur noch eine einzige Direktverbindung zwischen Paris, Neuenburg und Bern.
Gegen diesen Abbau haben die Berner Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer und der Neuenburger Regierungsrat Claude Nicati bei den SBB interveniert. Sie haben dem SBB-CEO Andreas Meyer ihre Argumente für den Erhalt einer umsteigefreien Direktverbindung nach Paris dargelegt. Die SBB haben jedoch kein Entgegenkommen gezeigt. Auf das Angebot der beiden Kantone, gemeinsam nach guten Lösungen zu suchen, sind die SBB nicht eingegangen. Immerhin hat der SBB-CEO den beiden Kantonen zugesichert, dass die einzige noch verbleibende TGV-Direktverbindung nach Paris langfristig gesichert ist.
An einer Medienkonferenz in Bern haben die beiden Regierungsmitglieder zusammen mit dem Berner Ständerat Werner Luginbühl und dem Stadtpräsidenten von Bern, Alexander Tschäppät, ihre Argumente für den Erhalt der zweiten Direktverbindung zwischen Paris, Bern und Neuenburg dargelegt. Sie wiesen darauf hin, dass die von den SBB und Lyria vorgebrachte wirtschaftliche Argumentation nicht zwingend ist. Denn die Züge auf der Linie Bern/Lausanne– Paris sind etwa gleich gut ausgelastet wie die TGV-Züge ab Basel. Auch ist der Ast Bern– Paris insgesamt nicht defizitär. Die Reisezeit ab Bernüber Basel ist zwar nicht länger alsüber Neuenburg und Frasne. Allerdings entfällt hier der entscheidende Vorteil einer Direktverbindung, die von der Kundschaft sehr geschätzt wird.
Angebotsabbau widerspricht der Strategie des Bundes
Die beiden Kantone betonten, dass der von den SBB geplante Angebotsabbau der Strategie des Bundes widerspricht. Denn der Bund will gezielt den internationalen Schienenverkehr fördern und die dafür nötige Infrastruktur ausbauen. Als Anschlussstrecke hat er auch die Linie Bern– Neuenburg– Frasne definiert. Ausgerechnet auf dieser wichtigen Verbindungsstrecke dünnen jedoch die SBB das Angebot seit Jahren aus. Die beiden Regierungsmitglieder stellten besorgt fest, dass mit dem Angebotsabbau eine verhängnisvolle Abwärtsspirale in Gang gesetzt wird: Mit jeder Verbindung weniger sinkt auch die Nachfrage. Langfristig besteht sogar die Gefahr, dass die Hauptstadt der Schweiz und die Kantonshauptstadt Neuenburg schleichend vom internationalen Verkehr abgehängt werden.
An Stelle von Angebotsabbau erwarten die Kantone Bern und Neuenburg vom Bund eine klare Vorwärtsstrategie. Sie sind bereit, bei der Lösungssuche mitzuhelfen. Die Abwärtsspirale bei der Anbindung an das internationale Schienenverkehrsnetz ist für sie inakzeptabel.
Mediendokumentation
- Referat Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer, Bau-, Verkehrs- und Energiedirektorin (PDF 74 KB)
Bern wird vom TGV abgehängt - Referat Werner Luginbühl, Ständerat (PDF 23 KB)
Bern wird vom TGV abgehängt - Exposé du conseiller d'Etat Claude Nicati, chef du Département de la gestion du territoire (PDF 31 KB)
Front commun de Berne et Neuchâtel contre le démantèlement de la ligne TGV Berne-Neuchâtel-Paris - Referat Alexander Tschäppät, Stadtpräsident Bern (PDF 22 KB)
TGV-Verbindung Bern-Paris